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Computerspiel-Störung wird 2022 offiziell als psychische Störung anerkannt

  • KJP
  • 18. Aug. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

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Die heutige Generation von Kindern und Jugendlichen kennt digitale Medien von ihren ersten Lebensjahren an. Rund 6 % aller 6-7jähriger Kinder in Deutschland besitzen beispielsweise bereits ein eigenes Smartphone. Bei den 8-9Jährigen sind es 33% und bei den 10-11jährigen Kindern bereits 70%. Es ist wenig überraschend, dass die Nutzungszeiten von Medien unter Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Bei einer Umfrage unter Jugendlichen (12-19 Jahre) im Jahre 2017 lagen die Nutzungszeiten von Medien bei 227 Minuten (Jungen), bzw. 215 Minuten (Mädchen) pro Tag.


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Im neuen ICD-11 (Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen der WHO), welches am 1. Januar 2022 in Kraft treten soll, wird erstmalig die sog. Gaming Disorder (Computerspiel-Störung) enthalten sein. Die Computerspiel-Störung wird durch ein Muster problematischen Spielverhaltens charakterisiert, mit folgenden Symptomen:

• Kontrollverlust ,z.B. hinsichtlich der Häufigkeit, Dauer und Beendigung des Spielens.

• Zunehmende Priorisierung des Computerspielens gegenüber anderen Lebensinhalten

und Alltagsaktivitäten (z.B. Schule, Freunde, Hobbys, Familie)

• Fortsetzung des problematischen Verhaltens trotz negativer Konsequenzen (z.B. Schul- und Leistungsprobleme, Verschlechterung der Beziehung zu Freunden und zur Familie)

Damit eine Diagnose gestellt werden kann, muss das Problemverhalten für eine Dauer von mindestens zwölf Monaten vorliegen.


Gemäß einer Studie aus dem Jahre 2017 würden ca. 3-5% der untersuchten 12-17 Jährigen die Kriterien einer Computerspiel-Störung erfüllen. Für die Entstehung medienbezogener Störungen wurden hierbei verschiedene Risikofaktoren ausfindig gemacht, z.B.:


• Erhöhte Impulsivität,

• Mangelnde Strategien zur Konfliktbewältigung,

• Niedrige Familienfunktionalität,

• Schulprobleme (Lern- und Leistungsprobleme, Soziale Schwierigkeiten, pathologisches Aufschieben)

• Selbstwertprobleme und negatives Selbstbild


Die psychotherapeutische Behandlung der Störung kann je nach Ausprägung und Schweregrad ambulant, teilstationär und vollstationär erfolgen. Hierbei hätten sich insbesondere kognitiv-behaviorale Therapieansätze (z.B. Verhaltenstherapie) unter Einbezug der Eltern als vielversprechend erwiesen.


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Für Eltern: Informationen und Material im Umgang mit digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen finden sie hier: https://www.schau-hin.info/service/materialien

Quelle: Paschke, K. et al. (2020). Medienbezogene Störungen im Kindes- und Jugendalter. Zeitschrift f. Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 48(4), 303-317.



 
 
 

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